Einsätze der Umweltmobile in Corona-Zeiten – aber sicher!

Der einmalige Vorteil der kleinen wie großen Umwelt- bzw. Ökomobile war und ist, dass sie überall und direkt in oder an der Natur vor allem von Schulen und Kindergruppen als Arbeitsraum genutzt werden können. Aktuell stehen die Fahrzeuge aus bekannten Gründen.
Welche Möglichkeiten gibt es in diesen CoVID-19-Zeiten mit Blick auf die anstehenden Lockerungen, dieses attraktive Angebot wieder anrollen zu lassen – im wahrsten Sinne des Wortes?

Die aktuelle Corona-Krise hat nicht nur dem normalen Schulunterricht, sondern auch diesen beliebten Mobil-Angeboten in allen Bundesländern und im Ausland ein abpruptes Ende gesetzt. Lange Wochen kein regulärer Unterricht und für die Zeit bis zu den Sommerferien gelten vom jeweiligen Bundesland abhängige Einschränkungen für ein Arbeiten innerhalb und außerhalb des eigentlichen Schulgeländes.

Macht es dann für Bildungsverantwortliche überhaupt Sinn, eines der Umweltmobile zur Freilandarbeit einzuladen? Oder müssen die bunten Fahrzeuge mit ihren vielen Möglichkeiten des Entdeckenden Lernens und überraschenden Erkenntnissen weiterhin stehen bleiben? (siehe Foto oben – allerdings entstanden anlässlich der AGUM-Tagung in Radolfszell 2014)

In den großen Fahrzeugen finden je nach Art des Innenausbaus bis zu 28 Schülerinnen und Schüler bei Regen ein trockenes Dach über dem Kopf. Die kleineren Fahrzeuge (etwa) der Sprinterklasse bauen nahe am Untersuchungsgebiet ihre Biertischgarnituren, Hocker und Zelte auf und versorgen ebenfalls oft Gruppen in Schulklassengröße.
Kann man das so hinbekommen, dass die gesetzlichen Anforderungen an das social distancing gewährleistet werden können? Wie muss man die Natur-Programme anpassen, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sinnvoll und ohne Gesundheitsgefährdung lernen und arbeiten können?

Genau diese Fragen haben sich auch die Teams mehrerer Fahrzeugprojekte der AGUM gestellt. Digitales Lernen – schön und gut. Aber die unmittelbare Naturerfahrung, das eigene Beobachten und Entdecken von konkreten Phänomenen um uns herum ist durch keine Simulation zu ersetzen. Gerüche, Formen und Farben, Tasten und Spüren – kurz: Lernen mit allen Sinnen geht nur draußen in der Natur. Aber auch der Umgang mit wissenschaftlichen Geräten und Interpretation von gewonnenen Ergebnissen vermitteln Kenntnisse und Fähigkeiten, die im Klassenzimmer kaum so intensiv und emotional ansprechend Herz und Kopf der Schülerinnen und Schüler bleibend erreichen. Und das Fachpersonal mit dazu passenden Angeboten steht im Grunde genommen bereit…

Als sich eine gewisse Lockerung der Einschränkungen auch im Bildungsbereich andeutete, wurden in mehreren Bundesländern aus den vorgenannten Überlegungen heraus die Vorgaben der jeweiligen Landesregierungen abgeklopft:

  • Sind unter den uneingeschränkt einzuhaltenden Sicherheitsvorgaben Einsätze der Mobile und eine sinnvolle Arbeit im Gelände möglich?
  • Wenn ja, wie lassen sich die unterschiedlichen fachlichen ausgereiften Konzepte (Themen, Technik, Altersgruppe, Methoden,..) an die strengen Anforderungen der medizinischen und ordnungsrechtlichen Sicherheitsaspekte anpassen?

In dieser für alle Beteiligten völlig neuen Situation hat sich die Netzwerkstruktur der übers ganze Land verstreuten, an eine Behörde, einen Verband angeschlossenen oder freiberuflich arbeitenden Mobile äußerst bewährt. In einer längeren und intensiven Diskussion fand ein reger Austausch statt, in dessen Verlauf die erste Frage mit JA beantwortet wurde. Es entstand ein Rahmen-Konzept, das für die Zeit bis zum Saisonende Mobilistinnen und Mobilisten eine Perspektive bietet, ihre bislang so erfolgreiche Arbeit unter den aktuellen gesundheitlichen regionalen Bedingungen mit einem Höchstmaß an Sicherheit für Teilnehmerinnern und Teilnehmern –  aber auch für sie selbst – fortzusetzen.

Die Arbeitsgemeinschaft der Umweltmobile (AGUM) stellt dazu aus verschiedenen Bundesländern folgende Ergebnisse vor:

ÖKOMOBILE Baden-Württemberg:
Hygienekonzept ÖKOMOBILE BW zur Umsetzung der epidemiologischen Schutzregeln – Stand: 28. Mai 2020

Lumbricus (NRW):
Einsatz- und Hygienekonzept Lumbricus in Zeiten von Covid19
und zugehörige Handreichungen für Schulen

– RUMpel Bionetzwerk Rhön Umweltmobil (Hessen, Bayern, Thüringen):
Hier hat der Betreiber Michael Kirse für sein Fahrzeug in der Größe „Sprinter-Klasse“ ein Konzept mit Blick auf den kommenden Sommer als Ersatz für ausgefallene Klassenfahrten und Wandertage entwickelt. Dazu gehören neben Aktionen unter dem Aspekt der Hygiene mehr als 15 neue Gruppen- und Einzelspiele. Auch Vereine und außerschulische Gruppen werden mit Programmen angesprochen. Der RUMpel bietet auch in diesem Jahr trotz Corona seine beliebten Ferienfreizeiten mit dem Hinweis auf das Hygienekonzept an. Dazu gibt es eine Präsentation „Hygienekonzept für “RUMpel” – Das Umweltmobil Hessen/Thüringen/Bayern“.

Auch das Mobil „Grashüpfer“ aus Osnabrück arbeitet derzeit an einem hygiene-orientierten landesgrenzenüberschreitenden Konzept.
Darüber hinaus werden von den Teams der Umwelt- und Ökomobile auch weitere u.a. technische Details geprüft: Wie lassen sich z.B. die (vor allem in den großen Fahrzeugen) übliche Großpräsentation von kleinen Wirbeltieren nach draußen übertragen? Aber auch da zeichnen sich Lösungen ab….

Da ohnehin bei einem Einsatz der Umwelt- und Ökomobile die meiste Zeit draußen verbracht wird und Frühjahr bis Herbst die Haupteinsatzzeit ist, sollte die bekannte Virus- und Aerosol-Verteilung Mobileinsätze unter Sicherheitsaspekten begünstigen. Das könnte also etwa so aussehen….

Mund- und Nase-Masken: Fotomontage (D.Schruck).eines LUMBRICUS-Einsatzes im Jahr 2017 – Foto: LUMBRICUS

Wenn dann die Hygiene-Konzept der oben angeführten drei Mobil-Projekte zur Anwendung kommen, sollte einer gelingenden Freilandarbeit (fast) nichts mehr im Wege stehen.

Auch die ersten Reaktionen der Bildungseinrichtungen und Verwaltungen sind bereits vielversprechend…